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Ein Aufsehen erregender Vorfall hat sich in der Nacht auf Montag, im Zusammenhang mit dem designierten und zuletzt viel diskutierten Chef der Kulturabteilung beim Amt der Kärntner Landesregierung, Walter Maria S., abgespielt.
"ORF Kultur"-online, 22.01.2001
Der 35-jährige wurde von zwei Polizisten aus dem Bett seiner Klagenfurter Wohnung geholt und in das Zentrum für Seelische Gesundheit am LKH gebracht. Dort wurde er, wie Primarius Thomas Platz gegenüber der APA bestätigt, vom diensthabenden Arzt untersucht und danach wieder
entlassen.
Anzeige der Ehefrau
Der Amtshandlung lag eine Abgängigkeitsanzeige der Ehefrau S. - das Paar lebt seit kurzem in getrennten Wohnungen - zugrunde. Von Seiten der Polizei wurden sowohl die Abgängigkeitsanzeige als auch das Auffinden
S. in dessen Wohnung bestätigt.
"Es erfolgte jedoch keine Einweisung durch den Amtsarzt", sagte Polizeisprecher Werner Nadler. Es war daher vorerst nicht klar, ob S. freiwillig mitgegangen ist.
"Wie in schlechtem Film"
"Es ist alles abgelaufen wie in einem schlechten Film", erzählte der designierte Leiter der Kulturabteilung beim Amt der Kärntner Landesregierung, Walter Maria S. seine Erlebnisse der Nacht. Aber wenigstens habe er jetzt ein ärztliches Attest in der Hand, dass mit ihm alles in Ordnung sei.
Wie S. erzählte, seien auf Grund einer Abgängigkeitsanzeige seiner Frau - sie sei im letzten Monat schwanger und mache sich offenbar Sorgen um ihn - zwei Polizisten bei ihm erschienen und hätten ihn aufgefordert mitzukommen. Man habe ihn dann in die Bundespolizeidirektion gebracht, wo er einem Amtsarzt vorgeführt worden sei. Diese habe ihm mit den Worten "Sie wisse eh, warum Sie hier sind?" nahe gelegt, sich von zwei Beamten in das Zentrum für Seelische Gesundheit bringen zu lassen.
Nicht depressiv
Im LKH sei er vom diensthabenden Arzt untersucht worden und habe ein Attest erhalten. Generell sagte S., er sei im Zusammenhang mit den laufenden Diskussionen um seine Person nicht depressiv, sondern versuche ruhig und gefasst zu bleiben.
"Geschobene Objektivierung"
Kurz zuvor hatte sich die Debatte um S. um eine weitere Facette erweitert. In einem Interview mit der Kärntner Tageszeitung (Sonntag-Ausgabe) schildert der frühere Sekretär von Ex-Außenminister Alois Mock Details über seine angeblich "geschobene Objektivierung".
Die SPÖ-Kärnten indes wiederholte die Forderung nach einer Abberufung von Jörg Haiders Kulturberater Andreas Mölzer.
"Servus, Bewirb di"
S. behauptet in dem Interview, Landeshauptmann Jörg Haider habe ihm in Zagreb gesagt: "Servus, bewirb di, die Ausschreibung is jetzt draußen." Haider habe ihm nicht nur den Verlauf des Verfahrens, sondern auch die Mitglieder der Objektivierungs-Kommission "gesteckt". Einer sei der von der Bundesregierung entsandte Salzburger Festspielkurator Armin Gebhard Fehle gewesen, "der schon den jungen Haider gecoacht hat", ein anderer Landesarchivdirektor Alfred Ogris, allerdings in seiner
Eigenschaft als Chef des Kulturgremiums.
Letzteren habe man genommen, "weil der ist unauffällig", zitiert S. Kulturreferent Haider. In Haiders Personalreferat seien dann die Bewerber "vorgesiebt" worden. Unter den Übriggebliebenen wären die beiden Beamten aus dem Kulturamt, Thomas Kreuzer und Peter Karpf, gewesen. Haider habe ihm versichert, "aus dem Amt kommt mir keiner", sagte S..
Mölzers Schulterschluss
Zu dem angeblich von Mölzer ihm angebotenen Schulterschluss zwischen Katholiken und Deutschnationalen sagte S.: "Das war der Knackpunkt. Mölzer sagte mir, der Konflikt Katholisch gegen Deutschnational sei
Vergangenheit. Wir müssten neue Allianzen für die Zukunft schließen. Auch ärgere es ihn dabei, dass Hans Dichand immer alle wichtigen Artikel vorab lesen will." (Mölzer ist Kolumnist der Kronen Zeitung - Anm.)
Der Kärntner SP-Chef Peter Ambrozy will jetzt "prüfen, ob Haider mit dieser Scheinobjektivierung das Objektivierungs-Gesetz gebrochen und damit möglicherweise Amtsmissbrauch begangen hat".
SPÖ fordert Mölzers Rücktritt
Die Kultursprecherin der Kärntner SPÖ, Nicole Cernic, forderte am Montag erneut den Abgang Mölzers als Haiders Kulturberater. "Dieser Herr, der als Bindeglied zur rechtsextremen Szene fungiert, kassiert traumhafte
Honorare für eine total schwache Leistung", sagte sie.
Die Kärntner Kulturschaffenden seien "geschlossen gegen Mölzer, und sie haben dabei die volle Unterstützung der SPÖ". Kulturreferent Haider habe sich in der Sache S. "vollkommen lächerlich gemacht und möglicherweise das Objektivierungs-Gesetz gebrochen", so Cernic weiter.
S., ehemaliger Sekretär von Ex-Außenminister Alois Mock und zuletzt Leiter des Kulturinstitutes in Zagreb, war am 9. Jänner zum neuen Chef der Kulturabteilung beim Amt der Kärntner Landesregierung bestellt worden, bereits wenige Tage später am 18. Jänner war jedoch eine
Nicht-Annahme der Bestellung aus "privaten Gründen" verbreitet worden - was S. danach im Abrede stellte.
Status ungeklärt
Konfusion herrscht derzeit nicht nur bei den Beobachtern: Auch S. will im Augenblick nicht wissen, woran er sei. Am Freitag habe er in Klagenfurt versucht, seinen momentanen dienstrechtlichen Status zu klären, hätte aber mit keinem der zuständigen Herren reden können: "Sie
wollten nicht mit mir reden."
S. habe jedoch derzeit nichts Schriftliches in der Hand, weder was seine Bestellung als Kulturamtsleiter angehe, noch was seinen angeblichen "Rückzug" beträfe. Dienstag wolle er mit seinem Rechtsanwalt die weitere Vorgangsweise beraten. "Derzeit kann ich nur abwarten. Wenn ich mich bewege, dann mache ich Fehler."
Von Haider gemacht
Eine Prognose, wie es nun weitergehe, möchte S. nicht abgeben, er glaube aber, das hänge vor allem von der Medienberichterstattung ab. "Haider hat mich gemacht. Ich bin das, was Dr. Haider will".
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updated: 12.02.2016 by werner
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